Neue Freundschaften anknüpfen und bestehende Freundschaften vertiefen: gemäß diesem Motto besuchte eine Freisinger Delegation vom 14. bis 16. Juli 2017 unsere Partnerstadt Innichen. Den Anlass bildete das 10-jährige Bestehen des Partnerschaftsvertrages, auch die Stadtkapelle war mit einer 15-köpfigen Abordnung dabei.

Nach Ankunft am Freitagabend besuchten wir das Marktlfest, das alle zwei Jahre die Innichner Innenstadt zur Festmeile verwandelt. So gab es an diversen Standln einheimische Köstlichkeiten wie Knödelvariationen, Tirtlan oder Strauben zu genießen. Auf mehreren Bühnen unterhielten Musikgruppen die zahlreichen Festgäste von traditioneller Blasmusik bis hin zu Rock. Nur die Temperatur war etwas unterkühlt, es fühlte sich nicht nach Juli, sondern nach einem lauen Spätherbstabend an – die Freude ließen wir uns davon aber nicht rauben.

Geschichte, wie man sonst nur aus Büchern kennt, erlebten wir am Samstag ganz handgreiflich. Bei einem Ausflug auf die Rotwandwiesen erfuhren wir hautnah viele Details über den Stellungskrieg von 1915 bis 1918. Unter fachkundiger Führung wurden die baulichen Überbleibsel der Dolomitenfront besichtigt, sodass man zumindest ansatzweise den entbehrungs- und verlustreichen soldatischen Alltag im Hochgebirge nachvollziehen konnte.

Der eigentliche Höhepunkt fand am Samstagabend im Innenhof des Franziskanerklosters statt, wo das zehnjährige Bestehen des Partnerschaftsabkommens gefeiert wurde. Innichen und Freising verbindet zwar eine mehr als tausendjährige Geschichte, war doch der Fürstbischof von Freising weltlicher Herrscher der Hofmark Innichen. Nach der Säkularisation 1803 allerdings erstarben die Kontakte, um erst 1969 anlässlich der 1200-Jahr-Feier von Innichen wiederbelebt zu werden, was 2007 schließlich in die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages mündete.

Über diese historischen Eckpunkte berichteten die Festredner – unter ihnen die früheren (Ober-)Bürgermeister Josef Passler aus Innichen und Dieter Thalhammer aus Freising. Auch die amtierenden Gemeindechefs Rosmarie Burgmann und Tobias Eschenbacher unterstrichen in ihren Reden den Wert der Städtepartnerschaft für die Völkerverständigung. Über alle Ansprachen hinweg zog sich der Wunsch, dass die Städtepartnerschaft zwischen Innichen und Freising ein kleiner Mosaikstein für das europäische Friedensprojekt sein möge, damit Ereignisse wie die Dolomitenfront, die wir vom Ausflug noch eindrücklich vor Augen hatten, sich nie mehr wiederholen mögen. Wer wollte da widersprechen?

Aufgelockert wurde die Feierstunde durch einen Bildvortrag von Herbert Watschinger mit Fotos aus den vergangenen zehn Jahren, wo sich auch das ein oder andere Mitglied der Stadtkapelle wiedererkennen konnte. Amüsante Anekdoten und launige Kommentare fehlten ebenso wenig wie ein kurzer Ausblick auf die geplanten Feierlichkeiten für die 1250-Jahr-Feier im Jahr 2019.

Beim anschließenden Umtrunk stellte die Stadtkapelle wieder einmal ihre Spontaneität unter Beweis: zunächst ergriffen die Musikerinnen und Musiker kurz entschlossen ihre Instrumente und füllten damit ein musikalisches Vakuum. Die Gäste waren so begeistert, dass sogar das seit Jahrhunderten befolgte Tanztabu im Kloster gebrochen wurde. Im Anschluss daran marschierte die Stadtkapelle spontan durch die Innichner Innenstadt auf das Marktlfest, wo sich dann bayerische Blasmusik mit elektronischen Beats mischte.

Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass in Freising zeitgleich das Altstadtfest stattfand, wo die Stadtkapelle traditionellerweise einen Auftritt bestreitet. Durch die in den letzten Jahren angewachsene Personalstärke konnte auch dieses Konzert von den daheim gebliebenen Mitgliedern gespielt werden, sodass die Stadtkapelle zur gleichen Stunde an zwei verschiedenen Orten musizierte.

Vor der Heimreise hatten wir am Sonntagmorgen noch die ehrenvolle Aufgabe, den Gottesdienst in der altehrwürdigen Stiftskirche mitzugestalten. Insbesondere das Zusammenspiel mit der Orgel war aufgrund der äußerst kurzen gemeinsamen Probezeit von 30 Minuten nicht ohne Risiko, wurde von den Kirchenbesuchern jedoch als sehr gelungen gelobt – no risk, no fun! Wesentlich dazu beigetragen hat auch, dass wir mit dem Organisten Martin Gasser auf einer Wellenlänge waren und uns auf Anhieb gut verstanden haben. Besonders beeindruckt haben uns die in die Orgel eingebauten „Special Effects“, so erklingt auf Knopfdruck Glockengebimmel oder Vogelgezwitscher.

Wir haben den Besuch bei unserer Partnergemeinde Innichen sehr genossen, wurden herzlich aufgenommen und fühlten uns sauwohl. Wir haben bleibende Eindrücke mitgenommen, nette Leute kennengelernt und auch viel Spaß gehabt. Daher möchten wir uns bei allen bedanken, die diesen Besuch ermöglicht und so erlebnisreich gestaltet haben.